Europa von zwei Seiten
Der Ortsring Osnabrück des Deutschen Frauenring im Landesverband Niedersachsen war in diesem Jahr Gastgeber des 38. Europatages.
Mehr als 150 Teilnehmerinnen aus ganz Niedersachsen waren nach Osnabrück in die Tagungsräume des Kreiszentrums gekommen, um auch in der gegenwärtigen Krise den Gedanken an ein vereintes Europas weiter zu unterstützen.
Nach der Begrüßung der Gäste und der Ehrengäste durch Maria Möller, der Vorsitzenden des gastgebenden Ortsring Osnabrück, hieß die zweite Vorsitzende des Landesverband Niedersachsen des Deutschen Frauenring, Edelgard Büscher, die Teilnehmerinnen und die Referenten willkommen.
Frau Dr. Susanne Tauss stellte in ihrem Referat „Sophie von der Pfalz – ein Europäerin in Osnabrück“ eine bemerkenswerte Frau der Geschichte vor, die mit Scharfsinn und Geschick das Machtgleichgewicht eines Europa vor 300 Jahren im Auge hatte. In Osnabrück wirkte sie als Gattin des Fürstbischofs Ernst August als welterfahrene Diplomatin und tolerante Fürstin. Allerdings war das Europa Ihrer Zeit auf Grund der feudalen Strukturen so ganz anders als das Europa, das wir heute anstreben. Trotzdem ist Sophie wegen ihrer Toleranz und Weltoffenheit auch für die heutige Zeit beispielgebend. S.Tauss_Sophie-Vortrag_20.05.2016
Ganz anders stellt sich das heutige Europa dar, das Prof. Dr. Hans-Gert Pöttering, Präsident des Europäischen Parlaments a.D. und Vorsitzender der Konrad Adenauer Stiftung entwarf. Pöttering, mit großer Erfahrung in manchen Krisenzeiten der europäischen Entwicklung ausgestattet, hält auch die momentane Krisensituation der Gemeinschaft für lösbar. „Immer wieder mit den Konfliktparteien in Gespräche und in Verhandlungen einzutreten, ist die einzige Alternative, die wir haben“, so Pöttering. Auch die Flüchtlingskrise und die Schuldenkrise werde Europa nicht auseinander bringen, wenn man in kooperativem Geist miteinander spreche. Allerdings genüge es nicht, nur die europäischen Partner an den Tisch zu bringen, sondern auch die Anrainer Europas sowie die nordafrikanischen Staaten, die Krisenregionen des Nahen Osten, sowie China, Russland und die Ukraine mit ihren Problemen seien einzubeziehen. Die Wertegemeinschaft Europas, wie Menschwürde, Rechtsstaatlichkeit und Freiheit müssen immer wieder die aktuellen Gespräche überlagern.
Aus zwei ganz unterschiedlichen Welten nahmen so die Teilnehmerinnen dieses Europatages wichtige Anregungen mit. Die Big Band der Angelaschule unter Leitung von Ekkehard Sauer hatte die Tagung mit eingängigen Musikstücken aufgelockert und großen Beifall erhalten. Nach der Tagung im Kreishaus nahmen die auswärtigen Gäste an einem Empfang im historischen Rathaus der Stadt teil und hatten Gelegenheit, die Osnabrücker Altstadt im Schmuck der Maiwoche kennen zu lernen.
Osnabrück, 23. Mai 2016
Brigitte Deppen