„Inventur“ in der Kunsthalle Osnabrück

Die Künstlerin Katharina Hohmann setzt sich mit der Geschichte der heutigen Kunsthalle, Dominikanerkirche auseinander. Auf dem ersten Blick sieht die Kunsthalle wie eine Baustelle aus, denn ein 23 Meter hohes Gerüst ist im Kirchenschiff eingebaut. Die Eintrittskasse gleicht einer Hütte der Bauleitung, an den Wänden stehen Leitern, auf dem Boden liegen kreisrunde Spiegel, kleine und große. Dies „sogenannte Durcheinander“ versetzt uns in die Geschichte der 1295 erbauten Klosterkirche, die später als Lazarett, Pferdestall, Kornspeicher und Wohnhaus diente. 1993 wird sie zur Kunsthalle umgewidmet.

Katharina Hohmann, die eineinhalb Jahren in den Osnabrücker Archiven forschte, zeigt uns den Wandel dieser Kirche: Das Baugerüst zeigt das Ausmaß des Wohnhauses, das einst in die Kirche gebaut wurde. Blickt man in die am Boden liegenden Spiegel, so sieht man massive Säulen in endloser Länge oder Christus, der als Bildmedaillon hoch im Kirchengewölbe zu entdecken ist. Die von den Truppen Napoleons vertriebenen 26 Dominikanermönche tauchen jetzt als winzige Figuren an einer Säule auf. Laut einer archivierten Liste besaßen die Mönche 578 Gegenstände, die konfisziert wurden. K. Hohmann hat den Besitz der Mönche symbolisch zurückgeholt, in kleinen Aquarellen, gemalt nach der archivierten Inventarliste: Schalen, Weihrauchgefäße, Leuchter, Gewänder der Mönche.

Erwähnenswert ist auch der Weg um die Klosterkirche. Durch Gucklöcher im verschlossenen, undurchsichtigen Eingangsbereich entdecken wir z.B. im Inneren das ehemalige Requisitenlager des Osnabrücker Theaters. Weiter sieht man draußen vier Objekte aus dem Stadtraum, die von K. Hohmann als Metallskulpturen nachgebaut wurden. Diese Imitate finden im Innenraum im „Aquarium“ der Kunsthalle Platz. Sie haben für den Betrachter die gleiche Höhe, die gleiche Größe, den gleichen Abstand zum Fenster. Außen- und Innenraum werden dadurch identisch.

Über diese Ausstellung, die sich uns durch die sachkundige Führung erschlossen hat, gibt es noch viel zu berichten. Auf zeitgenössische Weise erlebbar, genossen die Mitglieder des Frauenforums an diesem Nachmittag auf besondere Weise „Geschichtsunterricht“ über die Dominikanerkirche.

Leitung: Brigitte Deppen 27.03.2019