Ausflug zur Holter Burg und nach Holte

Wir besichtigten zunächst die Holter Höhenburg, deren Mauerreste seit den letzten Ausgrabungen teilweise aufgemauert wurden, so dass die Grundrisse eines Teils der Burganlage nun sehr gut zu erkennen sind.
Die Edelleute von Holte gehörten im Hochmittelalter zu einer der einflussreichsten Adelsfamilien in Westniedersachsen und Westfalen bis zum Niederrhein. Ihr Stammsitz war der Meyerhof in Holte, zu dem eine befestigte Turmhügelburg gehörte. Gegen Ende des 11. Jhts. errichtete man etwa 1 km außerhalb des Ortskerns auf einer Anhöhe eine sogenannte Dynastenburg. Sie diente nicht mehr als Fluchtburg, sondern zeigte als repräsentativer Wohnsitz die Vormachtstellung der Adelsfamilie. In der letzten Ausbaustufe um 1200 sind die tief eingeschnittenen Gräben entstanden, die auch heute noch erkennen lassen, wie schwierig eine Eroberung gewesen sein muss.
Bei Ausgrabungen 1997 und 2006 hat man die Mauerreste eines Kammertores, einer Torkapelle, eines Rundturms und eines mehrgeschossigen Wohngebäudes erfaßt. Unter dem Schutt des heutigen Burghügels liegen bis zu 5 m hohe Gebäudereste verborgen. In Überlieferungen ist die Rede von einer mehrjährigen Belagerung durch den Bischof von Osnabrück, die mit der Eroberung und Zerstörung der Burg geendet haben soll.
Dies haben die Ausgrabungen nicht bestätigt. Bei einer gewaltsamen Einnahme wären Unmengen von Tonscherben und Hausrat zurückgeblieben, nichts dergleichen wurde gefunden.
Die Qualität der entdeckten Fundstücke (Holz- oder Lederzierbeschläge aus feuervergoldeter Bronze, Armbrustbolzen, Bronzebeschläge von Schutzschilden, Hufeisen und Reitersporen) und die Mächtigkeit der ehemaligen Steinbauten weisen auf den hohen gesellschaftlichen Rang der Burgbewohner hin. Diese kontrollierten den 500 Meter südlich gelegenen Höhenweg, damals eine wichtige Ost-West-Verbindung zwischen Herford und Osnabrück. Außerdem besaßen die Edelleute von Holte die Vogteirechte an der Stifskirche St. Johann in der Osnabrücker Neustadt.
Aber es war eine Herrschaft ohne gefestigtes Territorium und im Machtkampf mit dem Bischof von Osnabrück und anderen benachbarten Edelleuten erlitten die von Holtes eine Niederlage. Um 1260 trat Hermann von Holte seine Rechte an den Ländereien in Holte und die ohnehin schon verpfändeten Vogteirechte an St. Johann endgültig ab. In den Jahrhunderten danach wurden die verfallenen Gebäude zur Gewinnung von Mauersteinen genutzt. Erst 1888 hatte es damit ein Ende. Das Burggelände wurde an die Rechtsnachfolger der Holter Adelsfamilie auf der Ledenburg in Nemden verkauft.
Rund um die vor vor über 850 Jahren von den Edelleuten von Holte gestiftete Kirche im Ortskern von Holte gruppieren sich noch heute malerische Fachwerkhäuser, umrahmt von 24 Linden. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Der Meyerhof, das Pastorat, das alte Schulgebäude und die Gastwirtschaft stehen unter Denkmalschutz. In letzterer ließen wir unseren geschichtsträchtigen Nachmittag bei Speis und Trank fröhlich ausklingen.
Bärbel Schnieder
17. Sept. 2014